Waldgrund bei Volpersdorf / Podlesie

Volpersdorf wurde Ende des 13. Jahrhunderts als Waldhufendorf gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte kamen am Rande der Gemeinde Kolonien hinzu, das waren die Glasehütte, Köpprich, Wüstung, Leeden, Legengrund und Waldgrund. Köpprich war die größte mit allein 1000 Einwohnern, als zweitgrößte galt Waldgrund. Diese Kolonie entstand um 1770 als der Preußenkönig die Grundherren in der Grafschaft Glatz aufforderte. Siedlungswilligen Land zur Verfügung zu stellen. Er gewährte für jede Siedlerstelle einen Zuschuß von 150 Talern. So überließ der Volpersdorfer Baron von Hemm und Hemmstein 12 Siedlern ein Waldgebiet zur Rodung. Diese machten das Land urbar und bauten sich Häuser aus Holz mit Strohdächern. Als wirtschaftlichste Nutztiere erwiesen sich die Kühe; sie zogen den Pflug, andere Ackergeräte und auch die Wagen, zudem gaben sie Milch. Da die jeweils 12 - 15 Morgen Land allein nicht ausreichten, eine Familie gut zu versorgen, arbeiteten die Männer meist noch auf der Kohlengrube. Sie waren dann Freigärtner und Bergleute zugleich. Nach und nach wurden die Holzhäuser durch Massivbauten ersetzt. Um die Wasserversorgung sicherzustellen, gründeten die Waldgründer eine eigene Genossenschaft. Durch Waldgrund führte eine Straße, und seit 1902 fuhren auch Züge der Eulengebirgsbahn durch den Ort. An einer Landgaststätte, der „Saftquetsche", machten die Fuhrleute Rast; auch Wanderer und Sommerfrischler kehrten hier gern ein. In einer Gärtnerei konnte man Obst, Gemüse, Pflanzen und Obstbäume erwerben. So hatten 17 Familien dort ihr gutes Auskommen. Sie liebten ihr Waldgrund, schon wegen der landschaftlich einmaligen Lage und auch wegen des festen Zusammenhalts in guten und weniger guten Zeiten. Und in Waldgrund war man kinderfreundlich; von den zuletzt 107 Einwohnern waren 46 Kinder. - 1946 mußten alle Waidgründer ihre Heimat verlassen. Ein sehr bitteres Schicksal! - Polen zogen nun ein, und Waldgrund wurde in Podlesie umbenannt. Heute liegen dort die Felder alle brach, die Saftquetsche und die Gärtnerei sind verschwunden, die Hälfte der Gebäude fehlt. Man begegnet dort kaum einem Menschen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Straße nach Waldgrund

Blick zum Gänsewinkel und Kalkberg

Blick auf Oberebersdorf

 

 

Ehemaliges Haus von  Ernst Günzel

Reimann Reinhold

 Kirche Kreuzauffindung  in  Neudorf

Altarraum in der Kirche Neudorf

Grabstein der Frau des Revierförster Bessel in Neudorf

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Der Nachtwächter aus Neudorf, in Gabersdorf

Der Nachwächter begann seinen Dienst mit Einbruch der Dunkelheit. In seiner Laterne war in früheren Zeiten eine Sanduhr eingebaut, nach welcher nachts die Zeitangabe durch Pfeiftöne erfolgte: „ um 9 Uhr abends lang-kurz-lang (-,-); um 10 Uhr lang-kurz-kurz-lang( -..-); um 11 Uhr kurz-lang-kurz (.-.); u. ä. weiter. Das Instrument war eine Art Blockflöte, mit einem einzigen Ton, also ein Musikinstrument. Die Stundenanzeige erfolgte aber nur bis um das Jahr 1903 -1905, denn da hatte wohl jeder einen „Sääger“ oder „Regelator,“ der ihnen die Stundenzahl genauer anzeigte. Bei Feuer musste der Wächter kräftig in das Horn blasen; bei Feuer im Ort ein langezogener Hornton, bei Feuer außerhalb des Ortes zwei mittellange Horntöne. Die übrigen Signale, wie Waldbrand, Wassernot oder Übung gaben die Feuermeldestellen weiter. (Man lief mit einem Horn von einer Meldestelle im Dorf zur Anderen. Die Meldestellen waren in Strecken eingeteilt.) Der „Patrolgang“ (Patrouillengang) begann oben beim Silberberger Tor (Haus Nr. 194, wie dieses scherzhaft genannt wurde) also von  der Wohnung des Nachtwächters in Neudorf aus. Der zu dieser Zeit  ( 1927) amtierende Nachtwächter war der allbekannte und beliebte „Franz Schuster“, Verzeihung: „Wundarzt für zerrissene Schuh und Stiefel, Doktor der Pechologie und Kniekriminalrat August Franz,“ der nach seinen eigenen Angaben „ei der Silberberger Vorstoadt, Rosinkagosse Nummer 1 gewohnt hat.“ Der Wachgang in Gabersdorf führte abwechselnd „die große Seite“ (Dorfstraße) und die „kleine Seite“ (Rieger, Neugebauer, Wolf) in das Mitteldorf. Selten, meist in Mondscheinnächten führte der Weg auch hinter dem Dorfe lang, von Gellrich, den Kirchsteig bis zum Joachimshof. Auch die Feldhäuser wurden in solchen Nächten besucht, nicht aber die weiter abseits liegenden Kolonien, (Wiltscher-Häuser, Kapellen-Häuser, Schwenzer-Waldhäuser, Neuhof und Bruchhaus (Blechhaus) und die Böhmisch-Waldhäuser). Vom Joachimshof ging der Weg, bei schlechtem Wetter die Chaussee (Staße nach Glatz) oder bei Klatte – Pachel den Wiltscher-Weg bis zur Feldschänke und von da die Kreisstraße bis zum Mittelpunkt. (Krääs) Da war es meist Mitternacht und für die Gasthäuser Polizeistunde. („Wie ofte mußte iech doo ääne Häämschärje macha, weil moancher gor leichte die Bääne verwexelte on a Groaba oals Bette oasahn toat!“) hat er selber gesagt.) Bis gegen 2 Uhr nachts oder länger, ruhte sich der Nachtwächter in seinem Schilderhäuschen aus und trat in der dritten Morgenstunde den Heimweg nach Neudorf  wieder an. Und wenn nichts vorgekommen war, so konnte der „Nachtrat“ seine müden Füße für – ach nur so kurze Zeit – in dem wohligen Gefühl ausstrecken, wieder eine Nacht die sanft ruhenden Gabersdorfer bewacht zu haben. Zu der Ausrüstung des Nachtwächters gehörten, der Spieß, der wohl früher als Verteidigungswaffe gedient haben mag, heut aber ein Zeichen der Polizeigewalt ist. Ferner gehörten dazu  eine Laterne, die aber wenig angezündet wurde, weil durch den Laternenschein Einbrecher und lichtscheues Gesindel vorzeitig gewarnt wurde. Die Stundenpfeiffe, die schon lange nicht mehr gebraucht wurde, das Feuerhorn und ein kräftiger Strick zum binden eines widerspenstigen Vagabunden, ergänzten die Ausrüstung. Die Entlohnung war recht dürftig. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges erhielt der Nachwächter je Nacht 50 Pfennige, das sind 15 Mark im Monat. Weil er meist gleichzeitig Amtsbote war bekam er für den halben Tag 25 Pfennige und für den ganzen Tag 40 Pfennige. Der Botengang in die Stadt brachte ihm70 Pfennige ein und musste er einen Häftling in das Gerichtsgefängnis einliefern, so bekam er eine „Tranportgebühr“ von gar 80 Pfennigen. Er, (August Franz) konnte sich noch erinnern, dass vor 1900 noch geringere Beträge gezahlt worden sind und es für „ääne Nachtwache bloß änn Biehma goab = 10 Pfennige.“ Von Walter Peschel (+) mitgeteilt und erzählt von Nachtwächter August Franz am 7. Mai 1927.

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