Grafschafters Heimat
Im Glatzer Lande, dem einzig schönen,
wo sich die Berge zu einem Kranze reihn,
wo sich weite, dunkle Wälder dehnen
bis in die breiten Talauen hinein,
wo in Wiesen, Gärten und auf Rainen
prangt farbenfroh e Blumenprach t,
wo Vögel fröhlich singen in den Hainen,
wenn vom Frühlingshimmel die Sonne lacht,
wo im Sommer auf fruchtschweren Feldern
reift reicher Erntesegen heran,
wo sich dann mit herbstfarbenen Wäldern
kündigt die Vergänglichkeit des Lebens an,
wo der Winter erst die Bergesspitzen,
dann das ganze Land überdeckt mit Schnee,
und lässt er alles kristallen erglitzern
und zu Eis erstarren Fluß und See,
da zeigt die Natur in ihrem Walten
das stetige Werden, Wachsen und Vergehn.
Und der Mensch darf hier mitgestalten,
dafür hat ihn der Schöpfer ausersehn.
Das Buch der Natur hat viele Seiten,
darin wohl die Glatzer zu lesen verstehn,
und sie schöpfen daraus seit Urväterzeiten
Kraft und Weisheit für ihr Wohlergehn.
Für Gott und Natur haben sie offne Sinne,
Ehrfurcht ist für sie Lebenselement;
ihnen wohnt ein Bild des Menschen inne,
das wahre Liebe zum Nächsten kennt.
Und die geboren im Glatzer Lande,
sie empfinden herzinnigen Dank;
geknüpft sind für sie dort feste Bande,
sie bleiben Glatzer ihr Leben lang!
Hermann Günzel
Oktober Nebel
Oktobernebel legt sich schwer,
auf alle Dinge ringsumher.
Ein Spinnennetz wie wunderbar,
ist meist so gut wie unsichtbar,
doch senkt sich Nebel auf Baum und Strauch,
dann sieht man Spinnennetze auch.
Denn tausend kleine Tröpfchen kleben,
wie Diamanten auf den Weben.
Strahlt Sonne dann durchs Nebeldunkel,
fängt alles herrlich an zu funkeln
und in des Netzes Mitte drin,
sitzt die Spinne wie eine Königin.
Ilonka Reimann
Der
Jachelschneider
A kläänes Mannla ausm
Legagrunde
hoatte doas Schneiderhandwerk
erlannt.
Es woar dann ols
Jachel-Schneider
oalla Volperschdroffarn
bekannt.
Mit seiner Oarbt woar ma
zofrieden,
doch hoatt´s monches, woas nee
gefiel:
Wie gedruckt kunnde Jachel
liega
on vo Ehrlichkeit hielt ar nee
viel.
Ämol wullde der Sandma-Pauer
siech änn Sonntich-Oazug macha
loon,
on zwoar vom besta Neuroder
Tuche,
woas ar zom Mäster schon
hoatte hiegetoon.
Ols a poar Taage woarn
verganga,
koam der Jachel-Schneider zo
ihm hie.
Nischt Guudes hoatte dar zu
berechta
Es ies woahr, asu wie iech
hier stieh,
heute nacht hoan se eigebrocha
on mitgenumma doas beste
Tuuch,
doas ferr Dänn Oazug! Iech
koann´s nee foassa!
Iech gieh etz zom Scholza
huuch,
om datt dan Diebstoahl oazozeiga!
Der Scholze härte siech die
Geschechte oa
on mänte - wie aach andre eim
Dorfe “
do wär kä Kernla Woahrhät
droa.
Ar hulIte siech derzu zwee
Schäffa,
om o Oart on Stelle
nochzosahn.
Sie brauchta goar nee lange
sucha,
die Vermuttung hoatte dan
recht gegahn:
Zoonderscht ei der
Fleckla-Kiste
foanda se doas gestohlne
Gutt.
Ieberfuhrt woar do der
Jachel-Schneider;
on dar koam jetze ei gruße
Nuut.
Verurteilt wurda vom Dorfgerechte
zom Hoalseisa glei a Sonntich
druuf.
Doas woar die verdiente
Strofe!! -
Schon friehmargas brocht man
nuff
zor Schölzerei o die Mauer.
Weil doas Mannla woar sehr
klään,
langte ar nee nuff bes zorn
Eisarenge;
do leete ma onder änn decka
Stään.
On dann stoand ar o der Mauer
datte!
Die Kärchleute zuga o ihm verbei.
Woas ar siech do oalles oahärn
mußte,
brochta foast zur Roaserei!
Die Sonne stieg emmer hicher,
on die Hetze soatzte dam Orma
zu.
Bes zom Ombde sullt doas noch
tauarn!
On die Fliega ließa ihm käne
Ruh!
Hände on Fisse woarn ei
Schella,
drom kunnda siech gegen
nischte wehrn.
Do koam aach noch ne gruße
Hummel!
On dar gefiels em sänn Koop
zu schwärrn.
Giehste weg, prellte do der
Schneider
on troat wie weIde off dam
Stääne rem;
dar fing bedenklich oa zo wackan
on kippte zo oallem Unglecke em.
Es goab änn Ruck, die Keeta
klärrta,
oaber doas Hoalseisa goab nee
noch!
Tuut hing datt doas
Schneidarla drenne;
es woar´s Genecke, doas ar
siech broach.
Die Leute, die aus der Kärche
koama,
blieba erschrocka on ganz
stelle stiehn.
Herr, gieb ihm die ewige Ruhe,
batta se beim
Auseinandergiehn.
Sie woar schon grausoam, die
Strofe,
die ma verhängte ferr selch
äne Toot;
drom woar der Jachel-Schneider
der letzte,
dar eim Hoalseisa gestanda
hoot.
H. Günzel